Mittwoch, 20. November 2013

Hauptstadt oder Frontstadt Berlin? Der wilde Osten | Der wilde Westen | 2. Teil

So, hier nun ein weiterer Teil zum Thema "alte Kamellen aus Berlin (Ost und West)".

Zum ersten Teil noch ein paar nachträgliche Links, die die Zeiten der Fünfziger und Sechziger ein wenig illustrieren können.

Fotostrecken | Berlin 50er und 60er Jahre | Turus.net

Fotostrecken | Leben und Gesellschaft in Berlin | Turus.net

Berliner Geschichte in Bildern | 1961 bis 1990 | rbb
(Videos aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens) 
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Meine Siebziger Jahre in West-Berlin waren geprägt von Revolte, Aufmüpfigkeit und allerlei experimentellen Umtrieben ...

In der Westberliner Undergroundzeitschrift Agit 883 lässt sich so einiges in Erfahrung bringen, wie es damals abging (hier ein zweiter Link zu 883).

Musikalisch  gab es im damals noch bestehenden Sport-Palast gewaltig was um die Ohren. Der Sportpalast wurde 1973 abgerissen. 

Noch wenige Jahre zuvor - im Oktober 1969 - war ich dort als voller Jungspund bei Zappa. Ein cooler Artikel mit coolen Zappa-Sprüchen, der die ganze APO-Mischpoke schon sehr früh durchschaut zu haben scheint... lol ...


Alles, - aber auch wirklich alles an diesem Konzert war Scheiße. Der Typ, die Musik, das Publikum, die Stimmung ...

Zum ersten mal hatte ich als gerade mal Sechzehnjähriger  eine Ahnung von dem Gefühl, das es irgendwie "früher besser besser" gewesen ist und sehnte mich nach den Senats-Weihnachtsfeiern im Sportpalast der späten 50´iger/frühen 60´iger für sozial schwache Familien zurück, wo ein gewisser Arnim Dahl unter dem Motto "Lieber 10 Minuten Angst als einen Monat arbeiten" schon mal als Weihnachtsmann verkleidet, mit Geschenken von der Hallendecke sprang.


Die für mich bedeutendsten Konzerte Anfang der 70´iger waren diese hier.

30. März 1970 POP PROGRESSIVE PEACE CONCERT  mit Spencer Davis Group und Depp Purple u.a. An diesem Tag gab die britische Formation The Nice ihr legendäres Abschiedskonzert.

Apropos gewaltig ...



 April 22,1970 | Creedence Clearwater Revival | Sportpalast Berlin 




11. + 12. April 1970 Deutsches Pop-Musik-Festival mit 
Agitation Free, Xhol Caravan, Tangerine Dream, ...





 Die bevorzugten Läden der involvierten Szene waren die Psychothek Black Corner in der  Nassauischestr. 36 ...




 ... das Mister GO an den Yorckbrücken, wo hauptsächlich der
 Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen sein Domizil hatte, aus denen später der 2. Juni hervorging.

Bin mir nicht sicher, - aber ich glaub, die Wiener Lichtspiele in der Wiener Straße in SO36 waren erst Ende 1971 angesagt. Mach ich beim nächsten mal was zu.

Jedenfalls wurde damals schon von irgendwelchen Über-Gutmenschen (den Begriff ´Gutmensch´ gab es zu der Zeit noch gar nicht) gegen alles gemoppert...


Also ich konnte nicht meckern. Voll auf "Sunshine explosion" (oder war´s ´n Yellow Sunshine?) das Bier war billig, die Musik astrein und zum ficken war´n wir eh zu fett im Kopp.


Politisch war die Lage in der Frontstadt West-Berlin durch die Aktivitäten der dahin siechenden APO und dem erstarken verschiedener militanter Bewegungen geprägt.

Der Spiegel schrieb dazu im Mai 1970 den folgenden Text



ROTE RITZE, ROTE SKIZZE, ROTER PUNKT | 

Am 23. Mai 1970 kam es anlässlich der Alliierten Truppen-Parade in der Hardenbergstraße und der Straße des 17. Juni rund um das TU-Gelände  zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei über die ebenfalls der Spiegel räsoniert Vorwärts, Männer!

Genau! Über das Gelände der TU, durch ein Fenster der damaligen HfbK (heute UdK) in einen Hörsaal wo mit Gips modelliert wurde, dort wieder durch Gänge in einen anderen Hörsaal und mit Hilfe von Studies und Lehrkräften wieder aus einem Fenster raus. Die Polizei hatte nur wenige Leute geschnappt.

Und ich Idiot springe auf Handzeichen von B.B. in einem gelben VW-Bus, der noch auf den Namen der inzwischen steckbrieflich gesuchten U.M. zugelassen war, am Steuer H.M. sitzt, ein weiterer B.B. drinnen hockt und die anderen Insassen auch nicht gerade spröde Genossen ihrer Zeit gewesen waren.


Ach ja! Sportpalast ... Vor ´ner Weile hab ich in Berlin Neukölln das Ehren-Grab von Reinhold Habisch besucht.

 
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In diesem Jahr - 1970 - hab ich auch zum ersten mal meine spätere neue Heimat kennengelernt. Aachen .......... !!!!

Der Anlass war dieser hier Pink Floyd kam für 2000 Pfund und AC-Pop 1970.   

Es sollte noch einige Jahre dauern, bis ich dort zu einem halbwegs vernünftigen Menschen geworden bin. Aber das ist eine andere Geschichte  (und wehe, ich höre jetzt blödes Gekicher). 

1 Kommentar:

  1. Tja, "Black Corner". Später war da das Flöz, aber das wurde vor ein paar Jahren ersetzt durch irgendwas unnötiges, dessen Namen ich mir nicht merken wollte, und mittlerweile ist da eine mit sehr merkwürdigem violetten Licht beleuchtete "Shisha-Bar" drin, mit irgendwie zum Licht passendem Publikum. Sieht so gemütlich aus wie ein Bahnhofsklo, in das Billigsofas von "Seats and Sofas", "Poco-Domäne" oder 'nem anderen Ramschladen gestellt wurden.

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